Tun, machen, voranschreiten
Rückblick auf die Verleihung des achten Unternehmerpreis der Region 38 im Medienhaus von FUNKE Niedersachsen

Gesehen und gesehen werden, geehrt und vielleicht doch nicht geehrt werden – der Unternehmerpreis38 wurde Mitte September im Medienhaus der FUNKE Niedersachsen GmbH (Braunschweiger Zeitung) zelebriert. Bereits zum achten Mal wurde die hochkarätige Auszeichnung von den drei Initiatoren Braunschweiger Privatbank, die Familienunternehmer/Regionalkreis Braunschweig/Wolfsburg und der FUNKE Medien Niedersachsen – nach der Sichtung einer Vielzahl von guten Bewerbungen durch eine ausgewählte Jury – vergeben.
Fleiß, Stabilität und Durchhaltevermögen in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten
Als einer der ersten Redner schilderte Dr. Werner Bösemann, Vorsitzender des Regionalkreis Braunschweig/Wolfsburg sowie Mitglied im Landesvorstand der Familienunternehmer Niedersachsen und Geschäftsführer der AITEC metrology GmbH, seine Sicht zur aktuellen wirtschaftlichen Lage: „Wir hatten eine Reihe von Krisen – und haben sie noch. Aber wie meine Unternehmerkollegen die Transformation, die Herausforderungen annehmen, ist beeindruckend“, lobte er die anwesenden Unternehmer, aber auch den gesamten Mittelstand für seinen Fleiß, Stabilität und Durchhaltevermögen in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten. Doch auch auf Missstände wies Bösemann, der sich auch für regionale Start-up-Initiativen engagiert, hin: „Unsere Bundesregierung schafft es derzeit leider nicht, Rahmenbedingungen zu schaffen, die investitionsfreudig stimmen. Grundsätzlich macht sich bei mittelständischen Unternehmen Verunsicherung und auch Enttäuschung breit. Zudem ist auch die Bürokratiebelastung eine Ursache, die den Geschäftserfolg belastet.“
Sascha Köckeritz, Leiter der Braunschweiger Privatbank, der mit Dr. Bösemann, Lars Alt, Arbeitgeberverband Region Braunschweig e. V., Tatjana Biallas, FUNKE Medien Niedersachsen, Prof. Dr. Simone Kauffeld, TU Braunschweig, Dr. Florian Löbermann, Hauptgeschäftsführer IHK Braunschweig, Prof. Rolf Schnellecke, Schnellecke Logistics, und Aline Wandt, Wandt Spedition Transportberatung GmbH, die Jury des Unternehmerpreis38 bildet, betonte anschließend: „Es ist uns wichtig, dass wir besondere regionale Firmen, ihre Gründer, Geschäftsführer und Teams mit dem Unternehmerpreis ins Schaufenster stellen.“

Prof. Dr.-Ing. Peter Vörsmann – Preis für Lebenswerk
Dazu gehört beispielsweise auch Prof. Dr.-Ing. Peter Vörsmann. Der Mitgründer, ehemalige Geschäftsführer und heutige Aufsichtsratsvorsitzende der Aerodata AG in Braunschweig, und ehemalige Leiter des Instituts für Luft- und Raumfahrtsysteme der TU Braunschweig, hat während seiner langen Karriere schon viel entwickelt, erlebt und erreicht. Neben seinem Engagement für den Forschungsflughafen Braunschweig-Wolfsburg und für die Wissenschaft, spiegelt sich ein Großteil seines Schaffens in der Aerodata AG wider. Vor 40 Jahren gründete der heute 73-jährige Vörsmann gemeinsam mit Prof. Schänzer das Unternehmen als Start-up mit einem kleinen, aber hochmotivierten Team – und formte es zu einem Weltmarktführer in der Flugvermessung. Die Firma ist bekannt für ihre innovative Flight Inspection Systems und bietet komplexe, maßgeschneiderte Lösungen. Die TU-Ausgründung, die 2025 vierzig Jahre alt wird, beschäftigt 170 Mitarbeitende am Braunschweiger Stammsitz und erzielt mittlerweile knapp 90 Millionen Euro Jahresumsatz (2023). Die Aerodata AG liegt mit einem Rankingindex von 36 Punkten auf Rang 19.003 unter den wichtigsten Unternehmen Deutschlands. Eine beachtliche Karriere von Prof. Dr.-Ing. Peter Vörsmann, der an diesem Abend zu Recht für sein Lebenswerk und als Unternehmerpersönlichkeit mit dem Unternehmerpreis der Region 38 ausgezeichnet und geehrt wurde. „Aerodata ist eine Mannschaftsleistung“, sagte Vörsmann. Teamarbeit, flache Hierarchien, Duz-Kultur und ein großes Engagement jedes Einzelnen hätten – wie oft in der Luftfahrtbranche – diesen Erfolg möglich gemacht. „Wir wollen immer nach vorne, etwas Neues schaffen. Dieser Preis ist daher auch eine besondere Anerkennung für unsere langjährige Innovationskraft, unser nachhaltiges Wachstum und den Einsatz der gesamten Mannschaft. Sie ist es, die diesen Preis verdient, nicht ich“, sagte der Firmengründer und Aufsichtsratsvorsitzende bescheiden.

Schlaraffen.Land GmbH – Preis für regionale Verantwortung und Nachhaltigkeit
Einen weiteren Preis erhielt die Schlaraffen.Land GmbH, um die umtriebige Geschäftsführerin Isabell Pott. Zusammen mit ihrem Mann, einem studierten Wirtschaftswissenschaftler, hat die Diplom-Ingenieurin in der Lebensmitteltechnologie mit viel Leidenschaft, Herzblut und Hands-on-Mentalität die traditionsreiche Waldgaststätte am Tetzelstein im Elm seit dem Jahr 2021 renoviert, saniert und modernisiert. Das urige Fachwerkhaus im Schweizer Stil ist bereits seit bald 130 Jahren ein beliebtes Ausflugsziel. Auf der Speisekarte stehen regionale Gerichte und teils selbst hergestellte, natürliche Produkte. Viel Wert legt das Ehepaar auf Abwechslung, Qualität und verzichtet auch in der hauseigenen Eismanufaktur auf Konservierungsstoffe, künstliche Aromen oder Farbstoffe. Isabell Pott will mit ihrem Mann und Team „Menschen beim Essen zusammenzubringen“.
Den Preis für regionale Verantwortung und Nachhaltigkeit, den Sie auf der Bühne entgegennahm, ist eine einzigartige Skulptur aus Kirschholz, die ein aufgeblähtes Segel darstellt. Die engagierte Gastronomin wünscht sich vor allem mehr Rückenwind von der Politik: „Wir brauchen weniger Bürokraten, mehr Mutmacher“, ruft sie den Anwesenden zu.

Atlas Titan GmbH – Preis für Diversität und Innovation
Der Preis für Diversität und Innovation ging an diesem abwechslungsreichen Abend an die Atlas Titan GmbH aus Vechelde (Landkreis Peine). Das Unternehmen, auf der Bühne vertreten durch die beiden Prokuristen Maximilian Sternitzke und Hendrik Vollmer, bietet Projektabwicklung und -unterstützung in der Energiewirtschaft, im Anlagen- und Maschinenbau sowie bei Firmen aus dem Bereich Mobilität an – und hat sich inzwischen als „ein Treiber der Energiewende“ entwickelt. Die Atlas Titan GmbH, die am Westrand von Vechelde im Landkreis Peine ihren Hauptsitz hat, unterstützt beispielsweise bei der Modernisierung eines Produktionsstandortes oder der Realisierung eines Bauvorhabens – von der ersten Planung bis zur finalen Fertigstellung. Maximilian Sternitzkes Appell an diesem Abend: „Wir brauchen Unternehmer, die voranschreiten, die tun, die machen.“

König Holding – Preis für Transformation und Nachhaltigkeit
Letzteres gilt sicher auch für die König Holding, die mit dem Unternehmerpreis38 für Transformation und Nachhaltigkeit ausgezeichnet wurde. Geschäftsführer Sören König nahm die Auszeichnung erfreut entgegen. Sein Unternehmen, das im beschaulichen Dorf Atzum im Landkreis Wolfenbüttel ansässig ist, übernahm er im Jahr 2011 gemeinsam mit seinem Bruder Oliver von Vater Gerhard, der es im Jahr 1986 durch die Übernahme der Firma Schwartz Heizungsbau gegründet hatte. Das Wolfenbütteler Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren „mit Kraft, Schweiß und Mut“, so Sören König, von einem kleinen Betrieb für Heizungstechnik zu einem großen Handwerks-Konzern mit mehreren Töchtern und rund 150 Mitarbeitenden entwickelt. Zum Mutterunternehmen gehören inzwischen acht weitere Firmen, die das Portfolio erweitern. Durch die hinzugewonnene Expertise erweiterte die Firma inzwischen ihr Angebot deutlich und bietet Kompetenz bei den Themen Heizung, Sanitär, Bad und Elektrotechnik. Außerdem sind sie tätig im Bereich Kältetechnik, also beispielsweise Klimaanlagen, und Erneuerbare Energien. Sie verbauen Photovoltaikanlagen ebenso wie Wärmepumpen – für Privat- ebenso wie für Großkunden, etwa Hotels oder Bürogebäude. Und die Expansion soll zukünftig noch weitergehen.
Mut haben und Neues wagen
Die vier Gewinner des diesjährigen Unternehmerpreis38 sind inspirierende und leuchtende regionale Beispiele, wie sich Unternehmen trotz Fehler, Rückschläge und Krisen zum Erfolg führen lassen. Eine Botschaft, die nicht nur bei den Gästen der Preisvergabe im Braunschweiger Medienhauses ankam, sondern sicherlich auch als Mutmacher angesichts der aktuellen konjunkturellen Schwächephase in Deutschland dienen kann. Oder, um es mit den Worten von Preisträger Vörsmann zu sagen: „Der Schlüssel zum Erfolg ist, den Mut zu haben, etwas Neues zu wagen, selbst wenn auch mal etwas schiefgeht.“