„Spüren Sie was? Der Fonds ist von hier!“
Thomas Heinisch, Spezialist Fondsmanagement bei der Braunschweiger Privatbank, im Interview über die Hintergründe zur Auszeichnung „Beste Fondsmanager 2024“

Herr Heinisch, herzlichen Glückwunsch, Sie gehören mit Ihrer Kollegin Simona Winter zu den besten Fondsmanagern Deutschlands! Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung, die vom Handelsblatt Research Institute (HRI), vergeben wurde?
„Zunächst einmal freut uns die Auszeichnung nicht nur für uns, sondern ganz besonders für unsere Bank. Es ist sicher etwas Besonderes, wenn eine derartig prominente Nennung nicht an die immer wieder genannten Namen geht und mal nicht in die Finanzzentren des Lands, sondern ins BRAWO-Land. Das bedeutet uns viel. Gleichzeitig ist es eine Bestätigung der eigenen Arbeit von außen, noch dazu von einer der renommiertesten Wirtschaftszeitungen des Lands. Glück gehört natürlich auch dazu und nicht zu vergessen Demut. Nach einer ersten Auszeichnung unter den Top-10-Fonds ‚Aktien weltweit‘ von CAP Inside in 2022 und den momentan vier Sternen von Morningstar in der Drei-Jahreswertung, ist die Auszeichnung vom Handelsblatt ein ganz besonderes Highlight.“
Nach welchen Kriterien haben die HRI-Experten Ihre Analyse durchgeführt?
„Die Kandidaten für den Titel „Beste Fondsmanager 2024“ mussten mehrere Bedingungen erfüllen. Die Grundvoraussetzung: Ihre Fonds gehörten bei der Performancewertung der Ratingagentur Scope in ihrem Segment zu den besten in Deutschland von Privatanlegern handelbaren Fonds in der Drei-Jahres-Wertung vom 1. September 2021 bis 31. August 2024. Zudem sollten die Fonds und die Fondsmanager bei den Ratingagenturen Citywire, Scope sowie Morningstar oder bei einer Umfrage unter 140 deutschen Fondsgesellschaften und ihren Fondsmagern positiv erwähnt werden.
Waren Fondsmanager innerhalb einer Kategorie mit mehreren Fonds vertreten, wurde der Fonds mit der besten Performance gelistet. Entsprechend seiner Zugehörigkeit wurde der Meisterwert Perspektive I in der Peergroup: Aktien Welt und Aktien Welt Mid/Small Caps betrachtet.“
Wie wurde der Fond Meisterwert Perspektive der Braunschweiger Privatbank bewertet und welche Bedingungen musste dieser erfüllen?
„In der Königsklasse „Fondsmanager global“ mussten die Experten jährlich im Schnitt mindestens 9,3 Prozent Rendite erreichen, um auf die Gewinnerliste zu kommen. Unser Meisterwert Perspektive I erreichte 9,4%, während der beste Fonds in dieser Kategorie 13,7% zeigen konnte. Innerhalb der Gruppe der 26 Fonds wurde nicht mehr gewertet.“
Was ist das Besondere am Meisterwert Perspektive? Was sind die Alleinstellungsmerkmale? Was macht diesen so attraktiv für Anleger?
„Das Besondere am Meisterwert Perspektive ist sein einzigartiges, regelbasiertes Konzept, welches über Jahre hinweg verfeinert wurde. Gleichzeitig ist der Fonds der erste Publikumsfonds, der in der Volksbank BRAWO von der Braunschweiger Privatbank aufgelegt wurde. Spüren Sie was? Der Fonds ist von hier! Nicht New York, London, Tokio – sondern Peine, Salzgitter, Braunschweig, Gifhorn, Wolfsburg! Das Know-how kommt von hier aus dem BRAWO-Land, hier ist die Fondswerkstatt, die wir jeden Monat im Meisterbrief beschreiben. Herzblut und Engagement für die Idee dahinter hat uns in den letzten Jahren immer wieder überregionale Nennungen eingebracht.“
Was ist der Grund Ihres Erfolgs bzw. was machen Sie und ihre Kollegin anders und besser als die Mitbewerber?
„Eine spannende Frage, aber dazu müssten wir wissen, was unsere Mitbewerber im Detail machen. Ein Grund des Erfolges ist sicher die seit 2008 immer wieder bearbeitete und verfeinerte Idee, die hinter dem regelbasierten Ansatz des Fonds steckt. Es gibt kein Bauchgefühl, keine Interpretation, keinen Versuch einer Vorhersage in diesem Ansatz. Es gibt aber eine ganze Menge Daten, die viele Prüfungen durchlaufen und dann zu einem Ergebnis führen, der jeweiligen Zusammenstellung des Meisterwert Perspektive. Diese Zusammenstellung wird Monat für Monat überprüft und ggf. werden Anpassungen vorgenommen.“
Bitte beschreiben Sie kurz Ihre tägliche Arbeit, speziell mit diesem Fonds.
„Eigentlich greifen wir nur monatlich in die Titelauswahl ein. Innerhalb des Monats reagieren wir allerdings auf Herabstufungen von Analystenratings bei den im Portfolio enthaltenen Aktien. Wir reagieren sofort, wenn der Konsens der an Bloomberg meldenden Analysten nicht mehr auf ,Kaufen‘ lautet. Entsprechende Titel werden verkauft und durch nachrückende Titel ersetzt. Zur Erhöhung der Einnahmen gehen wir vereinzelt Stillhaltergeschäfte in den vorhandenen Aktien ein. Ferner gilt es die eingehende und abfließende Liquidität im Auge zu behalten und zu reagieren. Befindet sich in einem anziehenden Markt zu viel Liquidität im Fonds, wirkt diese wie eine angezogene Handbremse beim Fahren eines Autos. Benötigen mehr Investoren als gedacht Liquidität, müssen wir Verkäufe von Aktien vornehmen. Daneben versuchen wir den Fonds immer weiter zu verbessern. Dazu entwickeln wir Ideen, prüfen diese Ideen, verwerfen sie oder testen sie. Zum guten Schluss gilt es der Regulatorik zu genügen und vielfältige Regeln zu beachten und diese Beobachtungen zu dokumentieren.
Was macht einen guten, erfolgreichen Fondsmanager aus? Was sind die größten Herausforderungen?
„Dauerhaft gute bis herausragende Ergebnisse zu liefern ist wohl die einfachste Messmethode, wie auch die größte Herausforderung. Eine Investmentidee zu entwickeln, weiterzuentwickeln und zum Erfolg zu führen beschreibt es ein wenig abstrakter.“
Die Zahl der Aktionäre in Deutschland steigt. Vor allem jüngere Menschen investieren. Was sind die Gründe dafür?
„Die vielen Angebote sich mit Aktien auf dem Smartphone vertraut zu machen zählen wir zu einem wesentlichen Faktor für die wachsende Popularität der Aktienanlage. Aktien zu kaufen ist mittlerweile so einfach geworden wie die Pizzabestellung über eine App. Zudem regt die Verbreitung von Kryptowährungen junge Leute zur Beschäftigung mit Handelsplattformen an. Den Erfolg der auch beim jüngeren Publikum bekannten Technologiewerte können wir uns als weiteres Element des Erfolges von Aktien in jüngeren Bevölkerungsschichten vorstellen. Wenn die jungen Menschen auch noch die immer schwieriger werdende Situation der deutschen Rentenversicherung verinnerlichen, und die Notwendigkeit erkennen ihre Altersvorsorge eigenverantwortlich zu gestalten ist ein weiterer großer Schritt getan.“
Das deutsche Aktieninstitut vermeldet das insgesamt 12,3 Millionen Mitbürger in Aktien, Aktienfonds und ETFs sparen. Das sind 17,6 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren – also gut jeder Sechste. Wie beurteilen Sie dieses Ergebnis?
„Ein erster Schritt ist damit getan und das ist ermutigend. Für eine ernsthafte eigenverantwortliche Altersvorsorge und Vermögensbildung ist das aber noch viel zu wenig. Die Leistungsfähigkeit der Deutschen Rentenversicherung sollte vor dem Hintergrund, dass nun die geburtenstarken Jahrgänge versorgt werden müssen, kritisch hinterfragt werden.“
Nach wie vor interessieren sich Männer deutlich häufiger für Aktienanlagen als Frauen: 4,7 Millionen Frauen, also etwa ein Drittel aller Anleger, hielten 2023 Aktien oder Anteile an Aktienfonds oder ETF. Warum legen Frauen weniger Geld in Aktien an als Männer?
„Ich glaube es kommt nicht darauf an, was die Menschen in der Hose haben, es kommt darauf an, welche Interessen sie lenken, welche Ziele aber auch Befürchtungen. Am Geschlecht würde ich es nicht festmachen, worin die bevorzugte Form der Geldanlage gesehen wird.“
Wer in Aktien investiert wählt am häufigsten aktienbasierte Fonds und ETFs. Was macht ETFs vor allem für jüngere Anleger attraktiv?
„Die kostengünstige Verwaltung von ETFs, neben der damit einhergehenden Risikostreuung über eine Vielzahl von Aktien, könnte entscheidend sein. Ferner kann ich mir die einfache Handhabung via App als Grund für die Attraktivität vorstellen.“
Was sind Ihre Anlagetipps für das Jahr 2025?
„Steffen Henssler sagt beim Kochen: Die einzige Alternative zu Butter ist noch mehr Butter. Wir sagen die einzige Alternative zu Aktien sind noch mehr Aktien, in welcher Form auch immer. Gerade jüngeren Anlegern sollten Technologiewerte gefallen. In Zeiten schrumpfender Bevölkerungszahlen wird der Arbeitskräftemangel, wie wir ihn heute schon vielfach erleben, nur technologisch zu bewältigen sein.“
Was wünschen Sie sich für Ihre Arbeit in der Zukunft?
„Die Bekanntgabe der künftigen Jahresschlusskurse am Jahresanfang, ganz für mich allein.“