Schneewittchens vergifteter Apfel oder die Zinswende

„Die Zinsen sind wieder da!!!“

Im April 2015 war es fast so weit, dass die Umlaufrendite aller Bundeswertpapiere die Nulllinie touchierte. Vom damaligen Tief bei 0,05% ging es aber wieder moderat aufwärts mit den Zinsen. Im Juni 2016 war es dann so weit; erstmals durchbrach die Umlaufrendite die Nulllinie und wurde im negativen Bereich festgestellt. Der Zustand hielt bis zum November 2016 an, in der Folge wurde die Nulllinie dann immer mal wieder für kurze Zeit unterschritten. Im Februar 2018 erreichte sie ein Zwischenhoch von 0,53% bevor sie dann im März 2019 zunächst dauerhaft unter der magischen 0 verweilte. Anfang Februar 2022 wurde erstmals wieder, nach fast 3 Jahren, eine positive Umlaufrendite festgestellt.

Nach einem einmonatigen Intermezzo unter 0 ging es dann steil nach oben. Vorher nur schwer vorstellbare Bewegungen in Richtung 0,5%, 1,0% und sogar 1,5% wurden in wenigen Wochen vollzogen, um Mitte Juni wieder rapide von 1,7% auf 0,6% zu stürzen. Das war aber nur ein kräftiges Luft holen vor dem Gipfelsturm. Nun ging es richtig los und Ende Oktober wurde die Umlaufrendite auf ihrem bisherigen Hoch der letzten 11 Jahre, bei 2,41% festgestellt. Ein Jubel ging durch den Blätterwald: „Die Zinsen sind wieder da!!!“

Längst totgeglaubte Anlageformen wie Festgeld und Tagesgelder erwachten zum Leben wie die ersten farbenfrohen Blumen im Frühling. Das populärste Anlagemedium des Landes erwachte zu neuer Blüte. Ein Grund zur Freude – mitnichten! Warum?

Wir gewöhnten uns daran, dass der Realzins seit 2011 negativ war und wir zahlten auf diese aktiv Geld entwertende Anlageform auch noch Steuern. Wir akzeptierten einen weiteren Kaufkraft zerstörenden Faktor der auf das sauer ersparte Geld einwirkte. Letztlich erhielten wir in dieser Zeit aber auch Sicherheit und die hatte ihren Preis, einen Preis den wir akzeptierten. Die Inflationsrate lag in der Zeit seit 2011 maximal bei 2,5%, meist um 1% und in kurzen Zeiträumen auch unter 0%. Nun mit der Rückkehr der Zinsen schmeckt das Gift in Schneewittchens Apfel, die Inflation, umso bitterer.

Innerhalb kürzester Zeit wurden längst vergessene Inflationsraten aus den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erreicht und übertroffen. Im letzten Quartal 2022 fiel die Marke von 10% bei der Inflation. Selbst beim zwischenzeitlichen Höchststand der Umlaufrendite von 2,41% sah die Rechnung fürchterlich aus. Einer Verzinsung des Geldes von 2,41% (abzüglich 25% Steuern verblieben 1,81%) stand eine Inflation von 10% und mehr gegenüber. Ein festgeschriebener Verlust von 8,2% und mehr für den Konsumverzicht ist wenig verlockend. Unsere Experten kennen das Thema und begleiten Sie auch in dieser verwirrenden Zeit, damit Sie nicht in den vergifteten Apfel beißen müssen.