„Qualität, Stabilität und (Wert-)Beständigkeit“

Sascha Köckeritz, Leiter der Braunschweiger Privatbank, im Interview zu zehn Jahren Braunschweiger Privatbank

Sascha Köckeritz, Leiter der Braunschweiger Privatbank, erläutert: „Der Dialog, genaues Zuhören, in Lösungen denken und umfangreiche Erfahrungen sind in diesen anspruchsvollen Zeiten der schnellen Veränderungen und Krisen unerlässlich.“

Herr Köckeritz, welcher Zusammenhang besteht zwischen der globalen Banken- und Finanzkrise im Jahr 2007 und der Gründung der Braunschweiger Privatbank im Jahr 2013?
„Es besteht ein (un-)mittelbarer Zusammenhang, da sich die Spielregeln an den Kapitalmärkten geändert haben und somit auch die Chance da war, eine neue Bank für ein neues Denken ins Leben zu rufen.“

Am 1. April 2013 haben Sie mit fünf Mitarbeitern, keinen Kunden und keinen Akten angefangen. Wie schwierig verlief der Start?
„Überhaupt nicht schwierig. Wir haben einen sehr guten Rahmen und ein klasse Fundament seitens der Volksbank BraWo erhalten und waren bis in die Haarspitzen motiviert (bis heute) und der tiefen Überzeugung, dass die Zeit reif ist, diesen Weg zu gehen.“

Wann haben Sie gemerkt, dass ihr Geschäftsmodell angenommen wird, genauer gesagt, wann hat sich der erste Erfolg eingestellt?
„Mit den ersten Gesprächen mit unseren potenziellen Kunden und bestehenden Kontakten.“

Was wollten Sie damals anders und besser machen als andere Privatbanken?
„Qualität, Stabilität und (Wert-)Beständigkeit waren von Anfang an die große Überschrift. Unser Leuchtturm und Wegweiser in ruhigen Gewässern oder bei Sturm.“

Welche Rolle spielt dabei das Prinzip „des ehrbaren Kaufmanns“, dass Sie in der Braunschweiger Privatbank verankert haben?
„Eigentlich sollte dies etwas Selbstverständliches sein. Tue nur dies, was du sagst und umgekehrt. Das Gesagte muss in der Realität bewiesen werden. Ein Handschlag hat die gleiche Gültigkeit wie ein 80-seitiger Vertrag. Was banal klingt, ist im täglichen Business nicht immer ganz leicht. Es braucht Haltung, Überzeugung und Verbindlichkeit, der menschliche Aspekt für Verlässlichkeit.“

Was waren und sind die Alleinstellungsmerkmale Ihres Unternehmens?
„Werte leben, Werte schaffen. Die positiven Gene einer traditionellen und wirtschaftlich starken Volksbank mit den Kompetenz-Genen des Private Banking/Wealth Management zu verbinden."

Im Titelinterview mit dem Wirtschaftsmagazin Standort38 erklärten Sie im September 2016: „Wir möchten eine kleine Revolution aus Braunschweig heraus starten.“ Inwieweit haben Sie das geschafft, das System grundlegend und nachhaltig gewandelt?
„Revolution war immer im positiven Sinne einer Neugestaltung, einer Transformation, einer Innovation gemeint. Wir waren first mover und haben viele Primärbanken aus dem genossenschaftlichen Sektor motiviert, auch in das ‚echte’ Private Banking/Wealth Management einzusteigen. Dank der Braunschweiger Privatbank ist das Private Banking auch (endlich) ein Geschäftsfeld in der genossenschaftlichen Finanzgruppe.“

Wie würden Sie die Stellung der Braunschweiger Privatbank auf dem regionalen und nationalen Markt beschreiben?
„Wir sind sicherlich regionaler Marktführer. Wichtiger ist mir jedoch, dass wir eine bundesweite qualitative Marktführerschaft nach relativ wenigen Jahren nach dem Start erreicht haben.“

Wie haben Sie Ihr Geschäftsgebiet und Ihre Kundenstruktur über die Jahre erweitert?
„Wir waren seit Beginn auch überregional ausgerichtet. Unsere Standorte in Köln und Oldenburg haben diesen Sachverhalt noch verstärkt. Vermutlich werden weitere Standorte diesen Trend manifestieren.“

Themen wie Transparenz, Qualität und Nachhaltigkeit in der Beratungs- und Betreuungsphilosophie waren schon beim Start wichtige Faktoren der Braunschweiger Privatbank. Waren Sie damit ein Pionier im Bankenbereich?
„Gesagt haben das viele Mitbewerber. Ob alle, die dies versprochen haben und versprechen, auch gehalten haben und halten, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist jedoch, dass unser Geschäftsmodell dies nicht nur verspricht, sondern liefert und leistet. Damit sind wir enorm glaubwürdig, authentisch und somit nachhaltig im besten Sinne.“

Wie haben sich die Anforderungen, Bedürfnisse und Wünsche Ihrer Kunden bis heute verändert?
„Ein hohes Maß an Kompetenz, sich verantwortlich fühlen im Sinne des Kümmerns respektive als Lotse dienen, waren schon immer da – bis heute. Der Dialog, genaues Zuhören, in Lösungen denken und umfangreiche Erfahrungen sind in diesen anspruchsvollen Zeiten der schnellen Veränderungen und Krisen unerlässlich. Damit – im Sinne und im Interesse unserer Kunden – umzugehen, gehört zu unserem Handwerk.“

Sie betreuen Unternehmer, vermögende Privatkunden, Topführungskräfte oder institutionelle Anleger wie Stiftungen oder Kirchen. Wie teilen sich diese Bereiche auf?
„Ich würde dies ungern nach Zahlen wie Volumen, Stücke oder in Prozent aufteilen. Wichtig ist doch, dass die jeweilige ,Zielgruppe‘ den richtigen, sprich kompetenten und erfahrenen Kümmerer zur Seite gestellt bekommt.“

Großes privates Vermögen und gesellschaftliche Verantwortung stehen in einem engen Zusammenhang. Wie gehen Ihre Kunden damit um?
„Geld hat eine Lenkungswirkung und große Vermögenswerte haben Einfluss für die Gesellschaft. Wohlhabende tragen somit auch eine größere Verantwortung, ihr Vermögen ethisch und verantwortungsvoll einzusetzen. Dies sehen wir Tag für Tag, dass dies geschieht. Große private Vermögen unterstützen finanziell gemeinnützige Organisationen, soziale Projekte etc. und leisten damit einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und kommen ihrer Verantwortung umfangreich nach. Oftmals möchte das (große) private Vermögen nicht ‚laut’ wahrgenommen werden – eine deutsche ‚Besonderheit’. Um Eindrücke vom umfangreichen und vielfältigen Engagement zu erhalten, kann bei der jährlichen Auszeichnung des Unternehmerpreises 38 gewonnen werden. Das soziale Engagement für unsere Region durch die Preisträger ist ein wesentlicher Aspekt bei der Auszeichnung. Unter anderem haben wir daher diesen Preis als Mitinitiator aus der Taufe gehoben.“

Welche besonderen Fähigkeiten und Soft Skills müssen Sie und Ihr Team in der Zusammenarbeit mit den Kunden haben?
„Empathie und Teamplayerfähigkeiten sind unerlässlich. Dazu eine tiefe Überzeugung, unsere Kunden im besten Sinne nach der Philosophie der Braunschweiger Privatbank zu betreuen. Die fachliche Kompetenz ist eine selbstverständliche Erwartungshaltung.“

Welche Bedeutung haben Aktivitäten wie die Unterstützung des Unternehmerpreises 38, Kunstausstellungen mit HBK-Meisterschülern oder auch ein Charity-Golf-Turnier für die Außenwirkung und Imagebildung der Braunschweiger Privatbank?
„So seltsam wie es klingt, aber die Veranstaltungen machen wir nicht in erster Linie für uns zur Außenwirkung und Imagebildung, sondern wir möchten Netzwerke, Kommunikationsplattformen schaffen, die unsere Kunden auch sehr schätzen. Sich mit ‚Gleichgesinnten’ zu vernetzen, ist für unsere Kunden sehrt wertvoll. Ferner können wir mit unserem Kunstengagement und Charity-Aktivitäten etc. auch der Gesellschaft etwas Gutes zukommen lassen. Wenn dies authentisch und überzeugend erfolgt, können wir uns nicht gegen eine positive Außenwirkung und Imagebildung wehren.“

Die Volksbank BraWo hat sich sehr dynamisch, diversifiziert und vielfältig entwickelt. Das betrifft sowohl die Bereiche Finance, Real Estate und Corporate Investments als auch Corporate Responsibility. Inwieweit partizipiert die Braunschweiger Privatbank von dieser Dynamik und diesem Leistungsangebot?
„Grundsätzlich kann jeder Bereich von anderen Bereichen in unterschiedlichster Form partizipieren. Auch wir partizipieren vielfältig. Ich möchte die Frage allerdings nicht egoistisch aus Sicht der Braunschweiger Privatbank beantworten: Die Frage sollte meines Erachtens nach. lauten, wie unsere Kunden von der Entwicklung der BRAWO GROUP profitieren. Und da kommen wir wieder als Lotse und Kümmerer ins Spiel und schaffen die Zugänge zu den Kompetenzträgern aus den anderen Bereichen wie Real Estate, Corporate Responsibility etc.“

Wie viele Kunden haben Sie aktuell und wie hoch ist das Anlagevermögen der Braunschweiger Privatbank?
„Circa 2.000 bei 1,5 Milliarden Euro Assets under Management.“

Der Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung prognostiziert für 2023 ein Wachstum von 0,2 Prozent. Wie beurteilen Sie diese Vorhersage und die Auswirkungen auf die Braunschweiger Privatbank?
„0,2 Prozent Wachstum wäre mir als Braunschweiger Privatbank zu wenig. Wir sind die letzten Jahre deutlich stärker als der Durchschnitt (und Mitbewerber) gewachsen. Der Ergebnisbeitrag wurde schrittweise für das Gesamthaus höher und wird weiter ausgebaut, 2018 hatten wir den Break-even erreicht. Aber wir wollen Wachstum nicht um jeden Preis, sondern immer mit Blick auf unseren Dreiklang Qualität, Stabilität und (Wert-)Beständigkeit. Die Braunschweiger Privatbank ist damit ein starker und verlässlicher Partner in bewegten Zeiten.“

Wo sehen Sie in den aktuell schwierigen wirtschaftlichen Zeiten nachhaltige Anlagechancen?
„Grundsätzlich ist es gut, dass es wieder Zinsen gibt, auch wenn der Weg zu einem gesunden Zinsumfeld auch Schmerzen verursacht. Wir setzen auf eine breite Diversifikation mit Tages- und Termingeld, Anleihen und Aktien (die unerlässlich sind), gegebenenfalls alternativen Investments wie Immobilien und unternehmerischen Beteiligungen. Dabei sind die Anlagen zur ästhetischen Rendite nicht zu vergessen. Alles immer abgestimmt auf die individuellen Notwendigkeiten des Investors.“