Meisterwert Perspektive – ein Rückblick auf 2022 – ein Ausblick auf 2023

Nur wenige Wochen nachdem der letztjährige Ausblick auf 2022 geschrieben war, war er auch schon Makulatur. Mit dem Überfall auf die Ukraine stellte sich ein unvorstellbares Ereignis in den Mittelpunkt des Geschehens in Europa und bestätigte die über allen Ausblicken stehende These: „Erwarten Sie das Unerwartete“


Inflationsraten wie wir sie 2022 sahen gehörten ebenso wenig zu den erwartbaren Ereignissen, wie eine Rückkehr zu Anleiherenditen deutlich jenseits der Marke von 2%. Es gibt die „schwarzen Schwäne“ (diese als vollkommen unwahrscheinlich eingestuften Ereignisse), wie wir erleben konnten. Der Wunsch, dass die „schwarzen Schwäne“ 2023 positive Ereignisse mit sich bringen mögen, ist sehnlicher denn je.

Im DAX sahen wir den Jahreshöchststand von 16.271 am 05.01.22 sehr früh im Jahresverlauf. Corona, Krieg, Inflation und steigende Zinsen ließen ihn nicht mehr über dieser Marke notieren. Der Tiefpunkt des Jahres war am 29.09.22 erreicht, als der DAX bei 11.975 schloss. Die dann ansetzende Erholungsbewegung war signifikant und führte zu einem Jahresschlussstand bei 13.973. Zwischen Hoch und Tief lagen 4.296 Punkte, nach 2.980 Punkten im Jahr 2021. Die Nachrichtenlage war in 2022 deutlich bewegter und so wundert die ausgeweitete Handelsspanne nicht.

Die USA mit ihrer Ferne vom Kriegsschauplatz Ukraine zeigten eine nahezu deckungsgleiche Bewegung. Der Dow Jones Index erreichte seine höchste Notiz am 04.01.22 mit 36.799 und den Tiefststand am 30.09.22 mit 28.725. Eine Differenz von 8.074 Punkten. Der weitere Verlauf war ähnlich wie im DAX mit einem ebenfalls versöhnlichen Jahresausklang.

Corona war im Verlauf von 2022 weniger präsent in den Medien und wurde von der Kriegsberichterstattung abgelöst. Die Energiepreise schossen in Folge der Lieferunsicherheiten aus russischen Quellen und der Unsicherheit über rechtzeitig zum Winter zur Verfügung stehender Alternativen in die Höhe und behielten dauerhaft hohe Niveaus. Die gestiegenen Energiekosten führten direkt und indirekt zu weiter steigenden Preisen auf vielen Ebenen, so auch für Lebensmittel und andere Waren und Dienstleistungen. Die Inflationsrate schoss in die Höhe und erreichte im Oktober mit über 10% ihren Höchstwert für 2022.

In diesem Umfeld steigender Preise erfolgte die Reaktion führender Notenbanken weltweit und die Geldmarktzinsen wurden angehoben. Vielfach wurden weltweit lange nicht mehr für möglich gehaltene Zinssätze für Anleihen aufgerufen. Die Zinsstrukturkurven wurden invers, das heißt die langfristigen Zinsen waren niedriger als die kurzfristigen Zinsen, was oft als Anzeichen für eine bevorstehende Rezession gewertet wird. Der Druck, die Leitzinsen in dem bisher gesehenen Tempo zu erhöhen, schwand im 4. Quartal mit nachlassender Dynamik bei der Geldentwertung. An den Aktienmärkten wurde ein Szenario einer leichten Rezession eingepreist, was die Preise wieder steigen ließ.

Entgegen der auf wenige Aktiengruppen beschränkten Anstiegsbewegungen der Jahre 2020 und 2021, in denen Technologiewerte die großen Favoriten waren, wurden die Marktbewegungen 2022 von einer breiteren Auswahl an Aktien getragen. Energiewerte und Rüstungsunternehmen waren gefragt; die zuvor stark gefragten Technologiewerte gerieten vornehmlich durch die steigenden Zinsen in Bedrängnis und verloren z. T. dramatisch.

Während das Hoch im DAX 26,4% höher lag als das Tief, lag es im Dow Jones Index 21,9% tiefer. Die defensive Ausrichtung des Meisterwert Perspektive führte zu deutlich weniger Schwankungsbandbreite als in diesen viel beachteten Indizes. Mit 106,7 erreichte der Meisterwert Perspektive in der Anlageklasse I am 14.04.22 seinen Höchstkurs und mit 95,72 am 12.10.22 seinen niedrigsten Wert in 2022. Die Differenz von € 10,98 besagt, dass der tiefste Kurs 10,3% unter dem Höchstkurs festgestellt wurde.

Die breite internationale Aufstellung des Fonds spülte Währungsgewinne ins Fondsvermögen, die defensive Ausrichtung hat ihre Wirkung unter Beweis gestellt. Neben der deutlich niedrigeren Volatilität konnte der Fonds im Vergleich zu vielen Indizes das Jahr 2022 positiv beenden und wies über alle Anteilsklassen eine positive Wertentwicklung aus.

Anteilklasse I : 4,99%
Anteilklasse R : 4,45%
Anteilklasse N : 3,99%
Am 15.02.22 wurde für alle Anteilklassen mit € 3,60 die höchste je gezahlte Ausschüttung des Fonds vorgenommen.

Ausblick 2023
Im letzten Jahr erreichten viele international beachtete Indizes ihre Höchststände Anfang Januar. Es erscheint bei allem Optimismus jedoch fraglich, ob diese mittelfristig oder gar in 2023 wieder erreicht werden können. Zweistellig prozentuale Veränderungen waren in der Vergangenheit nach Krisenjahren wie 2022 keine Seltenheit. Das Unerwartete, die Geldpolitik und die geopolitischen Verwerfungen dürften jedoch weiterhin für Volatilität und Gegenwind sorgen.

Bei gestiegenen Zinsen stellen Anleihen wieder eine konkurrierende Anlageklasse zu Aktien dar. Die Nachfrage nach direkten Unternehmensbeteiligungen könnte dadurch eingeengt werden. Gleichzeitig gewinnt die Anlageklasse Aktien an Attraktivität durch die gestiegene Geldentwertung. 2022 zeigte, dass in Ländern mit erheblicher Inflation, wie beispielsweise Türkei und Argentinien, die Aktienmärkte der Geldentwertung wirkungsvoll trotzten.
Grundsätzlich bestimmt aber nicht die Inflation die Preisentwicklung am Aktienmarkt, sondern die Gewinnentwicklung der Unternehmen. Hier lasten noch zu viele Unsicherheitsfaktoren auf den Schätzungen, als dass eine Ausweitung der Bewertungen oder ein entsprechendes Gewinnwachstum in ausreichender Höhe mit Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann.

2022 war ein Krisenjahr, aber nicht in Bezug auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen. In der zweiten Jahreshälfte wurden zwar vermehrt Gewinnerwartungen zurückgenommen, die realisierten Gewinne hingegen waren sehr robust und die Erwartungen für 2023 brachen nicht ein. Die Börse bewertet selten die aktuelle Situation, vielmehr sind die Erwartungen im Fokus und die bergen stets Überraschungen. Nach dem sehr bewegten Jahr 2022 darf 2023 gerne wieder ein ruhiges und erfolgreiches Börsenjahr werden - es wäre zumindest fair.