Komplex und ultraschnell

Beim Hochfrequenzhandel werden Wertpapiertransaktionen von Hochleistungscomputern ausgeführt.

Der Fortschritt in der Computertechnologie hat die Art und Weise, wie Finanzanlagen gehandelt werden, dramatisch verändert. Der automatisierte Handel, bei dem Computeralgorithmen die Kontrolle über Handelsentscheidungen, die Übermittlung von Aufträgen und deren Verwaltung übernehmen ist gängige Praxis auf den Finanzmärkten dieser Welt geworden.

Der Hochfrequenzhandel ist ein Ansatz innerhalb des algorithmischen Handels, der sich durch ultraschnelle Handelsausführungszeiten auszeichnet. Gemessen werden diese in Mikrosekunden, gekennzeichnet sind diese durch eine große Anzahl von Orders und Order-Stornierungen als Reaktion auf neue Marktinformationen. Hochfrequenzhändler haben in der Regel sehr kurze Haltezeiten und beenden den Handelstag mit neutralen Positionen. Die Rentabilität der Händler hängt in hohem Maße von der Schnelligkeit der Handelsausführung und von niedrigen Latenzzeiten ab. Dies verleitet die Händler dazu, im großen Umfang, in schnelle Verbindungen zu den Handelsparketten zu investieren und ihre Computer und Server in der Nähe zu den Servern der Börse zu platzieren. Die Jahressummen der Hochfrequenzhändler sind beachtlich. Professionelle Hochfrequenzhändler gehören zu den Bestverdienenden in der Finanzbranche. Die Entwickler dieser Systeme, Mathematiker und Informatiker, auch „Quants“ genannt, sind plötzlich ein wichtiger Bestandteil der Finanzindustrie.

Handel mit Blue-Chip-Aktien, Devisen und Rohstoffen

Hochfrequenzhändler handeln überwiegend sehr liquide Assets wie Blue-Chip-Aktien, Devisen oder Rohstoffe. Ein interessanter Aspekt ist die geschätzte Anzahl der Hochfrequenzhändler in Relation zu den vom Hochfrequenzhandel bewegten Volumina an den Finanzmärkten. Es fällt auf, dass ein kleiner Anteil der gesamten Markteilnehmer ein sehr hohes Volumen bewegt. Damit bewegen heutzutage sehr viel weniger Markteilnehmer den Markt als es noch vor einigen Jahren der Fall war.

In Deutschland beträgt der Anteil des Hochfrequenzhandels am Handelsvolumen ca. 40 Prozent, in den USA dagegen ca. 60 Prozent. Darüber hinaus wächst die Industrie des Hochfrequenzhandels seit Jahren exponentiell und wickelt bereits mehr als 50 Prozent der Umsätze an der Deutschen Börse ab. Aus diesem Grund sind auch private Investoren von diesem Phänomen betroffen.

 

Strategien von harmlos bis gesetzeswidrig

Der Hochfrequenzhandel umfasst unterschiedliche Strategien, die teilweise gesetzeswidrig sind und als Kursmanipulation gelten. Andere Strategien können als Bedrohung für die Finanzmarktstabilität angesehen werden. Manche können überdies als harmlos bis hin zu liquiditätsfördernd betrachtet werden. Eine der verbreiteten Strategien ist die Electronic Liquidity Provision. Es ist die Strategie, die am häufigsten von Befürwortern dieser Technologie angeführt wird, da sie als liquiditätsfördernd gilt und für einen besseren Preis sorgen soll, indem der Geld- und Briefkurs durch die hohe Liquidität am Markt angeglichen wird. Eine weitere gängige Strategie heißt Cross Profit Arbitrage. Hierbei werden Preisunterschiede identischer Aktien an verschiedenen Börsenplätzen benutzt, um risikolose Gewinne zu erzielen. Eine Aktie wird an den Börsenplätzen gekauft, an denen diese um wenige Euro/Cent günstiger ist und an den Börsenplätzen verkauft, an denen der Kurs höher ist. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis die Preisunterscheide verschwunden sind. Daraus folgt, dass die schnellsten Markteilnehmer diesen risikolosen Gewinn einstreichen können.

 

Täuschung und Verlangsamung der Marktteilnehmer

Wie bereits erwähnt sind einige Handelsstrategien des Hochfrequenzhandels gesetzeswidrig und/oder haben einen negativen Einfluss auf die Finanzmarktstabilität. Wie zum Beispiel das Quote-Stuffing. Das Quote-Stuffing ist mittlerweile verboten in Deutschland, zuvor war es aber eine der meistgenutzten Strategien im Hochfrequenzhandel. Täuschung und Verlangsamung der Marktteilnehmer ist das Ziel dieser Strategie. Der Ablauf ist relativ simpel. Der Computeralgorithmus platziert eine hohe Anzahl an Orders und storniert diese zeitnah wieder. Es wird eine Datenflut erzeugt, die von anderen Händlern aber auch anderen Algorithmen verarbeitet werden muss. Dies verlangsamt die anderen Marktteilnehmer. Derjenige der diese Strategie anwendet hat Geschwindigkeitsvorteile, weil er seine eigenen Orders nicht zusätzlich verarbeiten muss.

Die Spoofing Strategie dient auch zur Täuschung anderer Marktteilnehmer. Hierbei werden Limit-Order gesetzt, die nicht ausgelöst werden sollen. Ziel ist es das Orderbuch zu beeinflussen und den damit verbundenen Angebots-Nachfrage-Spread. Die anderen Händler sollen ein falsches Bild von der Liquidität im Markt vermittelt bekommen und hieraus falsche Schlüsse ziehen.

 

Flash-Crash im Dow Jones

Am 06.05.2010 kam es zu einem Flash-Crash im Dow Jones der sich auf andere Finanzmärkte und US-Indizes übertragen hat. Allein der Dow Jones verlor innerhalb weniger Minuten fast 1.000 Punkte. Durch die Heftigkeit, Geschwindigkeit und der Ansteckung auf andere Märkte kam es zwischen 14:30 und 15:00 zu einer algorithmischen Schleife, in der verschiedene Algorithmen aufeinander reagierten und innerhalb Millisekunden Trades absetzten, die wiederum weitere auslösten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Hochfrequenzhandel ein komplexer und rasanter Handelsansatz ist, der sowohl Vor- als auch Nachteile hat. Es kann ein nützliches Instrument für Händler sein, die die Marktbedingungen in Echtzeit ausnutzen wollen, aber auch zur Marktinstabilität beitragen und den Zugang zu den Finanzmärkten für kleinere Händler einschränken.

Fotocredits: Adobe Stock