Inflation ist strukturell

Die Auswirkungen von Globalisierung, demographischen Wandel und Dekarbonisierung

Die Inflation ist infolge der Intervention der der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas zurück gegangen. Dennoch werden die Rettungsmaßnahmen nicht ausreichen, um das angestrebte Inflationsziel der EZB von 2% erreichen. Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben, denn sie ist strukturell bedingt.

In diesem Artikel geht es darum, was die Inflation für Anleger bedeutet und wie das Erreichen von Geldwertstabilität möglich ist. Lange haben wir steigende Inflationsraten gesehen. In den USA sehen wir aktuell rückläufige Inflationsraten und in Deutschland sind wir circa auf September-Niveau. Auch wenn die zeitweise empfindlich gestörten Lieferketten nicht vollends wieder hergestellt sind, müssen wir uns klar machen, dass die Inflation bleibt. Aber es gibt auch Positives zu verzeichnen: Die Inflation verliert etwas an Fahrt, denn die Entspannung in den Lieferketten ist Hilfe für die globale Wirtschaft. Dennoch gibt es viele strukturelle Faktoren, wie zum Beispiel die sogenannten Zweitrundeneffekte. Dazu gehört beispielsweise die Lohnkomponente, die in den nächsten Monaten über Europa und Deutschland losbrechen wird.

Die Globalisierung hat unumstritten zu globalen Wohlstandsgewinnen geführt. Allerdings ist seit einigen Jahren eine Trendwende zu erkennen. So hat beispielsweise die Außenpolitik des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump zu einem Umdenken geführt und auch die Pandemie hat dazu beigetragen, dass sich die Länder Gedanken über Anfällig- und Abhängigkeiten gemacht haben.

In den vergangenen Jahrzehnten war Deutschland der Gewinner der Globalisierung. Allerdings hat Deutschland nicht wie die Norweger, die „Windfall-Profites“ (Marktlagengewinne) in Staatsfonds investiert, um von den unverhofften und zufällig bedingten Gewinnen langfristig zu profitieren. Nun wird unser Erfolgsmodell grundlegend hinterfragt.

Zudem müssen wir uns dem Thema der Demographie stellen. Die geburtenstarken „Babyboomer“-Jahrgänge (Menschen, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden) werden zeitnah aus dem Berufsleben ausscheiden und verstärken den bestehenden Arbeitskräftemangel. Wenn weniger Arbeitskräfte auf dem Markt sind und die normale Marktordnung von Angebot und Nachfrage herrscht, werden die Löhne steigen, was nicht nur inflationstreibend wirkt, sondern auch die Margen der Unternehmen drückt. Neben den strapazierten Margen für Unternehmen produziert eine immer älter werdende Gesellschaft steigende Kosten für das Gesundheitssystem. Wenn die mit dem Wunsch nach mehr Unabhängigkeit dazu führt, dass Unternehmen Ihre Produktionsstandorte wieder ins Heimatland verlagern, ist eine ansteigende Teuerungsrate unausweichlich.

Dekarbonisierung als Inflationstreiber

Ein weiteres Thema, welches inflationstreibend wirkt, ist das Thema der Dekarbonisierung. Die Wissenschaft und Umweltschützer fordern es schon lange: Eine Reduzierung von CO2-Emissionen und die Erreichung der Klimaziele. Hierbei handelt es sich um ein sehr wichtiges, aber auch sehr teures Thema. Die Produktion, Verarbeitung oder auch Vertrieb von sogenannten Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen werden teurere Preise von Produkten und Dienstleistungen nach sich ziehen, die von zukünftigen Generationen bezahlt werden müssen. Sauberkeit hat nun mal ihren Preis.

Abschließend lässt sich festhalten, dass es sich nicht um einen einmaligen Effekt handelt, sondern um ein strukturelles Thema. Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben!