Family Governance für Unternehmen

Wann ist es sinnvoll, eine Familiencharta zu implementieren? Welche Einflüsse haben Familienstrategien auf die unternehmerische Zukunft? Und was stärkt die Zukunftsfähigkeit von Familienunternehmen? Diese und andere Fragen zur Family Governance beantwortet Birgitt Midden, Beraterin für Wealth Management.

Familiencharta - Spielregeln für Erbe und Nachlass
Bild: Eine Family Governance trägt zum langfristigen Erfolg von Familienunternehmen bei // Bild: adobe, Konstantin Yuganov

Spielregeln sichern eine erfolgreiche Zusammenarbeit

Indem innerhalb des Unternehmens und der Familie ein gemeinsamer Werte- und Zielkodex entwickelt wird, kann die Herausforderung einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge gesichert und der Grundstein für den langfristigen Fortbestand des Unternehmens sowie den Erhalt des Familienbesitzes gelegt werden. Wann ist es also sinnvoll, eine Familiencharta zu implementieren? Welche Einflüsse haben Familienstrategien auf die unternehmerische Zukunft? Und was stärkt die Zukunftsfähigkeit von Familienunternehmen? Diese und andere Fragen zur Family Governance beantwortet Birgitt Midden, Beraterin für Wealth Management.

Frau Midden, worum geht es bei einer Familiencharta oder Family Governance?

Im Kern handelt es sich bei einer der Charta, einem Familienkodex oder einer Familienverfassung, um eine Zusammenfassung der eigenen Werte, Visionen und Ziele. Sie dokumentiert nicht nur die Grundüberzeugungen, sondern schafft zugleich Regeln und Strukturen, die für Berechenbarkeit sorgen. Das macht die Familie und das Unternehmen handlungsfähig und kann präventiv Konflikte vermeiden.

Wie kann man sich diesen Prozess vorstellen, welche Themen spielen hierbei eine Rolle?

Auf dem Fundament der Familie, also ihren Traditionen und Werten, sowie nach Klärung der jeweiligen Perspektive und individuellen Zielen, werden in einem mehrstufigen Prozess grundsätzliche Strukturen für die Familienstrategie erarbeitet. Das gemeinsam erzielte Ergebnis wird in der sogenannten Family Governance festgehalten, die auch ein Leitfaden für zukünftige Generationen darstellt. Der Prozess der Erstellung ist erfahrungsgemäß durchaus intensiv. Denn plötzlich werden Fragen, Überlegungen und sogar Ängste ausgesprochen, die vorher vielleicht schon vorhanden waren, deren Klärung aber oftmals keinen Raum bekommen hat.

Können sich die Regeln innerhalb der getroffenen Vereinbarungen verändern, oder sind sie statisch?

Ihren Nutzen entfaltet eine Family Governance nur, wenn sie der tatsächlichen und individuellen Situation der Familie Rechnung trägt. Deshalb sollte ein regelmäßiges Review unbedingt auf der Agenda stehen. So kann ggf. nachjustiert und die Vereinbarungen der Lebensrealität angeglichen werden.

Sie starten Ihre Kundengespräche gern mit Fragen jenseits der Finanzthemen?

Auf den ersten Blick wirkt es vielleicht so, es hängt jedoch alles zusammen. Sehen Sie, die persönlichen Werte eines jeden Menschen sind so individuell wie sein Fingerabdruck. Diese Individualität sollte sich in einem Werteportfolio widerspiegeln, das die persönliche Haltung sowie die Ambitionen und Zukunftspläne abbildet. Wir verstehen uns in unserer Beratung als Lotse. Unerwartete Fragen wie ‚Was lässt Sie in der Nacht nicht schlafen?‘ oder ‚Hat Ihr Erbe eine sichere Zukunft?‘ fokussieren den Blick neu, eröffnen weitere Perspektiven.

Es geht demnach um mehr als eine reine Investmentstrategie?

Für ein solides Werteportfolio müssen weitere Faktoren betrachtet werden. Deshalb umfasst der Themenkomplex Fragen rund um Verantwortung, Macht oder Geld. Ebenso fließen persönliche Rollen, die Interessen oder die Gestaltung des individuellen Privatlebens jedes einzelnen Mitglieds ein. All dies gilt es zu klären und auf Wechselwirkungen zu überprüfen. Uns ist es wichtig, dass dieser Prozess keiner vorgefertigten Skizze folgt. Jede Familiencharta ist maßgeschneidert und entwickelt sich an den Umständen der Familie, die höchst individuell sein können.

Welche Vorteile bietet dieser mitunter sehr zeitintensive Prozess?

Für eine gesicherte Zukunft ist es von hoher Bedeutung, in Generationen zu denken, im privaten wie im unternehmerischen Bereich. Gerade in Familienunternehmen lassen sich jedoch private und unternehmerische Themen nicht immer klar abgrenzen. Eine Familiencharta schafft in diesem Fall klare Verhältnisse, potenzielle Konfliktthemen können so bereits im Vorfeld entschärft werden.

Bietet Einigkeit ein solides Fundament für die Zukunft eines Unternehmens?

Auf Basis einer maßgeschneiderten Family Governance lässt sich der maximale Mehrwert für Familien wie Unternehmen erzielen. Einigkeit kann dann in der Tat zu einem strategischen Wettbewerbsvorteil werden.

Zusammenfassung: 6 gute Gründe für eine Family Governance

  • Frühzeitige Regelung von Nachfolgethemen
  • Hohe Informationstransparenz
  • Stabilität für Krisensituationen
  • Vermeidung von Streitigkeiten
  • Kluges Erwartungsmanagement
  • Förderung des Zusammenhalts und der Identifikation

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