Der Luxus der Langfristigkeit
Eine Glosse zum Thema Bausparvertrag

Ach, der Bausparvertrag – ein Relikt aus Zeiten, in denen man beim Kauf eines Hauses noch ernsthaft von „Lebenstraum“ sprach, statt es einfach als ein weiteres Accessoire zu betrachten. Reiche Menschen besitzen längst Villen an der Côte d’Azur, machen Urlaub in St. Moritz und auf Bora Bora, fliegen manchmal sogar mit einer Rakete ins Weltall. Da stellt man sich die Frage, warum ein
Bausparvertrag für Vermögende interessant sein soll?
Niedrige Zinsen, staatliche Förderung
Wenn wir uns den Millionär von heute vorstellen, sehen wir Anlagen in Aktien, Gold und vielleicht noch in Kryptowährung. Was fehlt, ist ein schöner, altmodischer Bausparvertrag. Nicht aber wegen der sicheren, festen und niedrigen Zinsen – denn über solche Kleinbeträge wird nur kurz zwischen zwei Champagner- Schlückchen gelacht. Nein, der Reiz liegt in der langfristigen Planbarkeit und Flexibilität. Das Bauspardarlehen muss nämlich nicht sofort in Anspruch genommen werden. Vielmehr kann man sich entspannt zurücklehnen und dieses auch erst in fünf oder zehn Jahren beantragen, wenn der Bau einer Immobilie, Modernisierungen oder energetische Sanierungsprojekte anstehen. Und falls es dann doch nichts zu bauen gibt, kann man sich ebenso gut nur das Sparguthaben inklusive Zinsen auszahlen lassen. Fakt ist, nichts ist verführerischer als der Gedanke daran, etwas zu haben, das man gar nicht braucht. Hinzu kommen dann noch die staatlichen Zuschüsse. Zu Geldgeschenken vom Staat sagt schließlich niemand nein. Die Wohn-Riester-Förderung mag in absoluten Zahlen zwar klein ausfallen, aber im Herzen eines Millionärs kitzelt sie doch diesen besonderen Nerv: „Ich bekomme etwas umsonst – und das System unterstützt mich dabei!“ Und sofern die geförderte Immobilie als Hauptwohnsitz genutzt wird und in der Europäischen Union liegt, macht sich Wohn-Riester auch als Sonderausgabe in der Steuerklärung recht gut.
Ein gesellschaftliches Statement
Der Bausparvertrag ist für Wohlhabende ein gesellschaftliches Statement. Er sagt: „Schaut her, ich habe so viel Geld, dass ich mir sogar den Luxus der Langfristigkeit leiste!“ Während die Börse schwankt und Bitcoins durch die Decke gehen (oder eben wieder abstürzen), bleibt der Bausparvertrag schön bodenständig und bequem. Wie eine gute alte Vespa in einer Garage voller neuer Ferraris. Selbstverständlich braucht der Vermögende den Bausparvertrag nicht, aber genau das ist der Punkt: Man leistet sich etwas, einfach um es zu haben. Etwa so wie ein Grundstück auf dem Mond zu besitzen, das man nie bewohnen wird. Bausparen ist nicht nur eine Frage des Gelds, sondern eine Frage der Haltung. Und wenn man doch den Spaß daran verliert, kann man den Bausparvertrag immer noch auf Angehörige übertragen oder für die Enkelkinder einrichten. Die wissen bestimmt etwas damit anzufangen.