Der Leistungssport des Alltags

Carlo Thränhardt, einer der besten Hochspringer der Welt, im Interview

Carlo Tränhardt ist nicht nur eine Hochsprung-Legende, sondern auch ein gefragter Fitness- und Mentalcoach

Sein Hallen-Europarekord von 2,42 Meter, den er im Jahr 1988 aufstellte, hat noch heute Bestand. Carlo Thränhardt ist einer der besten und bekanntesten Hochspringer der Welt. Der heute 66-Jährige holte bei Europameisterschaften insgesamt sechs Medaillen, war Deutscher Meister, Weltrekordler, Olympionike. 1993 beendete er seine aktive Karriere und ist seitdem als Fernsehmoderator, Buchautor, Key Note Speaker und Talkgast bei Unternehmen tätig – unter anderem auch für die Braunschweiger Privatbank. Seine Vortragsthemen sind neben Motivation, Ziele und Lust auf Leistung auch Fair Play (Doping) und Work-Life-Balance. Seit dem Jahr 2015 gehört Thränhardt als Fitness- und Mentaltrainer zum Betreuerstab des deutschen Davis-Cup-Teams und coacht Weltklassespieler wie Alexander Zverev, Daniel Altmaier und Yannick Hanfmann, die auch schon beim ATP Challenger Turnier BRAWO OPEN in Braunschweig erfolgreich spielten. Wir sprachen mit Carlo Thränhardt unter anderem über mentale Stärke, Höchstleistungen und Glücksgefühle.

 

Herr Thränhardt, Sie waren im Jahr 2023 auf Einladung der Braunschweiger Privatbank zu Gast beim Felix & Friends Charity-Golfturnier im Golfklub Braunschweig und auch beim ATP Challenger Turnier BRAWO Open im Bürgerpark Braunschweig dabei. Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen und wie beurteilen Sie das Tennis-Event, dass im Jahr 2024 bereits zum 30 Mal stattfinden wird?

„Es ist ein großartiges Turnier: Für Braunschweig, für Deutschland, für die ganze die Welt. Ich liebe Tennis und gucke mir dieses gerne live und auf Spitzenniveau an. Die Braunschweiger Privatbank unterstützt das Event – und hat sehr viele attraktive, sinnvolle Angebote in seinem Portfolio. Ich bin ein Bindeglied, versuche eine Symbiose zwischen Leistungssport und Geldanlage zu entwickeln und mit den Kunden darüber zu sprechen. Beispielsweise darüber, dass man eine Verpflichtung hat, in der Zeit, die einem zur Verfügung steht, zu versuchen das Optimum herauszuholen. Dann ist es möglich eine mentale Stärke und Sicherheit zu erlangen.“

Sie waren zudem kürzlich auch als Speaker in der Braunschweiger Privatbank Niederlassung Köln dabei. Was sind weitere wichtige Themen, die Sie Kunden, Firmen und Führungskräften vermitteln?

„Mein Hauptthema ist es Analogien aus dem Wettkampf, sinnvoll in den Leistungssport das Alltags zu übertragen. Dazu gehört für mich immer eine gute Vorbereitung. Wenn ich in der Vorbereitung meines Trainings Fehler mache, weil ich mich an einem Trainingstag nicht so gut fühle und ich es nicht schaffe meinen ,inneren Schweinehund‘ zu überwinden, habe ich ein kleines Minus im Hinterkopf. Also ist es meine Aufgabe in jedem Training, in jeder Vorbereitung im Job, für irgendwelche täglichen Dinge immer zu versuchen mein zur Verfügung stehendes Potential maximal zu nutzen.
Außerdem sollte man sich realistische Ziele definieren – dann kommt man wie beim Sport gar nicht daran vorbei, erfolgreich zu sein.“

Welchen Tipp haben Sie zur Selbstmotivation?

„Dinge, die einem unangenehm sind, immer vor sich wegzuschieben ist nicht gut, weil man diese immer im Hinterkopf hat. Diese nehmen Platz weg für kreative Gedanken und Aufgaben. Das klingt trivial, aber dies umzusetzen ist nicht so leicht. Der Sinn in unserem Leben sollte sein, auch aus unangenehmen Situationen ein nachhaltiges Glücksgefühl zu ziehen. So schafft man sich mehr Lebensqualität.“

Warum haben immer weniger Menschen, vor allem Jugendliche, keine Lust mehr Leistung zu bringen.

„Es ist tatsächlich bei vielen Jugendlichen so, dass sie viele andere Lebensthemen im Vordergrund haben, als sich hochleistungsmäßig für etwas zu engagieren – das muss nicht nur Sport sein. Ich habe von vielen Einstellungsgesprächen gehört, dass viele Jugendliche darauf abzielen, nur 25 Stunden in der Woche arbeiten zu wollen. Ihre Work-Life- Balance ist ihnen wichtiger. Sie möchten nur ein bisschen was machen, um sich ihr ,Chill-Gefühl‘ finanzieren zu können. Ich denke, das wird nur eine vorübergehende Phase sein, denn wenn man sich nur im Mittelmaß, bewegt, wird das auf Dauer bestimmt zu wenig für einen.“

Wie haben Sie sich damals immer wieder zu Höchstleistungen motiviert?

„Ich war in der glücklichen Phase das wir in den 80er Jahren in Deutschland sehr gute Hochspringer hatten, aber auch weltweit hochkarätige Konkurrenz. So haben wir uns immer wieder gegenseitig motiviert noch besser zu werden. Wenn die anderen nicht so gut gewesen wären, wäre vielleicht auch ich früher zufrieden gewesen. So hatte ich das Traumziel als erster Mensch über die 2,40 Meter zu springen – und das ist mir 1988 glücklicherweise gelungen. Etwas zu schaffen, was sonst niemand geschafft hat, prägt und trägt einen durchs Leben – und das kann man auf alle Lebensbereiche transferieren. Wenn man etwas Schönes geschafft hat, hat man eine höhere Zufriedenheit.“

Wie war es, als Sie gemerkt haben, dass Sie keine Höchstleistungen mehr bringen konnten?

„Wichtig ist es, dass man die Dinge selbst in der Hand hat, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Im Sport merkt man, dass man durch Verletzungen an Leistung verliert. Man sollte vorher alles so sinnvoll wie möglich gestalten. Und so konnte ich damals zufrieden aufhören. Dadurch war ich auch immer selbstbestimmt im Leben.“

Was vermitteln Sie dem deutschen Davis-Cup-Team der Männer?

„Denen kann ich das Leben nicht neu erklären (lacht). Grundsätzlich geht es darum das ihre Mentalität mit den Muskeln zusammenpasst. Ich kann keinem Spieler erklären, wie er seine Vor- oder Rückhand besser spielt, aber ich kann ihm wohl helfen, dass er früher am Ball ist – und mit seinem bereits bestehenden Können noch effektiver spielen kann. Nach 17 Jahren Leistungssport weiß ich, was Nachhaltigkeit, Schnellkraft und Disziplin bedeuten. Und die Rekorde, die ich aufgestellt habe, gelten auch heute noch. Ich habe einigermaßen vernünftig trainiert und kann daher vieles weitergeben. Allgemein gilt: Das Off-Court-Training ist das Entscheidende. Da sich Leichtathleten sehr intensiv mit Koordination und Schnelligkeit befassen, können Tennisspieler hier nur profitieren. Sinnvoll ist es, Übungen immer wieder zu korrigieren, um sich der Perfektion anzunähern.“