Aktuelles vom Kapitalmarkt und der Wirtschaftswelt

Das Investmentforum 2024 fand an den Standorten Braunschweig, Köln und Oldenburg mit hochkarätigen Referenten statt

Die beste Party findet in der Küche statt: Maik Blum, Direktor Wealth Management, Braunschweiger Privatbank, Michael Feisthauer, Direktor Wealth Management, Braunschweiger Privatbank, Thomas Lehr und Professor Dr. Klaus Schweinsberg, Keynote Speaker, sowie Stefan Riecher, Direktor der Braunschweiger Privatbank, im Küchenbereich des Restaurants ÜBERLAND.

Das Jahr fing gut an: mit einem exklusiven Veranstaltungs-Highlight, das gleich an drei Standorten der Braunschweiger Privatbank stattfand – dem Investmentforum 2024. Los ging es am Nachmittag des 22. Februar 2024 in der 17. Etage des Restaurants ÜBERLAND mit herrlichem Panoramablick über die Region.

„Danke für Ihr gewaltiges Interesse. Wir haben noch nie so viele Zusagen für eine Veranstaltung bekommen. Es freut mich, dass Sie Zeit mit uns verbringen möchten“, begrüßte Stefan Riecher, Direktor der Braunschweiger Privatbank, die ausgewählten Gäste. Diese konnten, gut gestärkt mit Macarons und Getränken, gleich zwei hochkarätige Referenten erleben: Professor Dr. Klaus Schweinsberg, langjähriger aktiver Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums in Davos (WEF) und der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC). Und den Kapitalmarktstrategen Thomas Lehr von der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, der einen volkswirtschaftlichen Überblick und einen informativen Ausblick auf das Kapitalmarktjahr 2024 bot. „Wie kommen die Notenbanken in ihrem Kampf gegen die Inflation voran?“ und „Wie würde sich eine zweite Amtszeit des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump auf die Kapitalmärkte auswirken?“ – das waren nur zwei Fragen, die es an diesem unterhaltsamen und inspirierenden Tag und Abend zu beantworten galt.

Aktuelle Anlagephilosophie
Thomas Lehr gab einen einstündigen Rückblick auf den Ausblick 2023, der Titel seines Vortrags lautete vielsagend: „Man kann die Zukunft nicht voraussagen, aber …“ Frisch, informativ und humorvoll erklärte der versierte Referent, dass es gar nicht nötig ist, die Zukunft vorauszusagen. Man sollte einfach Vertrauen in diese haben. Auch in sein eigenes individuelles Portfolio, das immer ein gewisses Risiko beinhaltet. Chancen und Risiken bei der Geldanlage sollte man immer sachlich analysieren – und immer daran denken, dass morgen Lösungen für Probleme gefunden werden, die wir heute noch gar nicht kennen.

Wirtschaft darf zwar spannend sein, Geldanlage aber besser nicht. Egal ob Festgeld, ein gut gemanagter Fonds oder ein Portfolio aus selbst ausgewählten Aktien und ETFs – die weit überwiegende Zahl aller Anleger strebt keine bestmögliche im Sinne von „mathematisch optimale“ Strategie an. „Die besten Anleger sind die, welche die höchstmögliche Geduld mitbringen. Suchen Sie sich eine Strategie, die Sie nachts ruhig schlafen lässt. Genau das erhöht die Chance, langfristig dabeizubleiben“, empfahl Lehr. Sein Rat: Anleger sollten sich nicht so sehr abmühen bei dem Versuch, die nächste Rezession oder den nächsten Konjunkturaufschwung vorherzusagen. Niemand kann das – niemand muss das können. Geldanlage ist weniger kompliziert, als viele glauben, und kann sogar Spaß machen. In der Ruhe liegt dabei die Kraft.

Aktien sind alternativlos
Für Thomas Lehr, den langjährigen Kapitalmarkt-Checker, sind Aktien alternativlos (95 Prozent hat er in seinem eigenen Anlageportfolio), denn der Aktienmarkt hat sich in den vergangenen Jahren verdoppelt. Wer die Unternehmen gut kennt, die er in seinem Portfolio hat, hat einen Vorteil. Man sollte in jene investieren, die nicht nur eine sichere Rendite versprechen, sondern vor allem ein solides Geschäftsmodell haben: „Beschäftigen Sie sich damit. Diese Aktien kosten meistens zwar etwas mehr, schwanken aber nicht so stark“, vermeldete Lehr.

Von Gold und Kryptowährungen hält er dagegen nicht viel. Der Grund: Gold zahlt keinen ordentlichen Ertrag. Man sollte nur zehn bis 15 Prozent davon in seinem Portfolio haben. Kryptowährungen sieht er sehr kritisch und als kein solides Investment, da es außer der Hoffnung kein Kriterium gibt, sondern nur einen Optionsschein auf Technologiewerte. „Das ist zwar spannend, mir aber zu spekulativ.“ Viel Beifall und einige Nachfragen gab es für Lehr nach seinem unterhaltsamen, verständlichen und mit interessanten Tipps angereicherten Vortrag.

Der Zustand der (Wirtschafts-)Welt
Als eine „ganz wichtige Stimme in den Fragen, die sich unsere Welt stellt“, wurde nach einer kurzen Pause Professor Dr. Klaus Schweinsberg von Sascha Köckeritz, Leiter der Braunschweiger Privatbank, vorgestellt. Der umtriebige Journalist, Publizist und Wirtschaftswissenschaftler war kurz zuvor bei zwei der wichtigsten Veranstaltungen im Jahr 2024 dabei: beim World Economic Forum (WEF) und bei der Munich Security Conference (MSC). Im Rahmen des Investmentforums der Braunschweiger Privatbank berichtete er exklusiv über seine Erlebnisse und Erkenntnisse vor Ort. Schweinsberg, der das Centrum für Strategie und Höhere Führung leitet, ist Mitglied der Governance Kommission für Familienunternehmen und zählt zu den Young Global Leaders des World Economic Forums in Davos. Als persönlicher Berater ist er zudem für namhafte Unternehmen und Topmanager tätig. Er ist und war mittendrin und ganz nah dran an vielen von denen, die den „Zustand der (Wirtschafts-) Welt“ (so sein Vortragstitel) bestimmen. Dazu gehören international führende Wirtschaftsexperten, Staats- und Regierungschefs, Minister, hochrangige Vertreter internationaler Organisationen, Wissenschaftler sowie Vertreter der Mitgliedsunternehmen. Sie alle analysieren und diskutieren bei beiden Veranstaltungen nicht nur die aktuelle und zukünftige gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Lage unseres Planeten, sondern auch die wichtigsten technologischen Trends und Transformationen.


WEF: Hochsicherheitstrakt, Frühwarnindikator und Fantasialand
In seiner Präsentation begann Professor Dr. Schweinsberg mit dem Weltwirtschaftsforum (WEF) Davos. Er zeigte aber keine Fotos von politischen Persönlichkeiten, sondern von vereisten, mit Autos und Menschen verstopften und blockierten Straßen in der höchstgelegenen Stadt Europas. 12.000 Polizisten und 4.000 Soldaten sorgten Mitte Januar 2024 für Ruhe „im Hochsicherheitstrakt“.

Mächtige Unternehmen wie Black Rock, der weltgrößte Vermögensverwalter (zehn Billionen US-Dollar an verwaltetem Vermögen), AiHouse, das größte ukrainische Unternehmen für artifizielle Intelligenz (AI), oder KPMG, Deutschlands führendes Wirtschaftsprüfungs und Beratungsunternehmen, bestimmten mit ihren riesigen Logos und teurer Werbepräsenz (auf ganzen Gebäuden und Fassaden) die Szenerie. Das Weltwirtschaftsforum 2024 im Schweizer Nobel-Ski-Ort war für Schweinsberg „eine große, überkommerzialisierte Geldmaschine“, zudem ein riesiges mediales Spektakel, aber auch ein Seismograf für den Zustand unserer Welt. „Das Interesse an den Veranstaltungen ist übersichtlich, das WEF wird jedoch dazu benutzt, wichtige Botschaften zu vermitteln. Es ist ein Frühwarnindikator und zugleich ein Fantasialand“, erklärte der 53-Jährige kritisch. Eine weitere erschreckende Erkenntnis: „Deutschland erwartet nicht viel von der Zukunft – und war kaum präsent.“

MSC: Krisen, Krieg und Klimawandel
Überfüllte Straßen, Säle und Räumlichkeiten mussten die hochrangigen Entscheidungsträger und Experten aus der ganzen Welt auch bei der 60. Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) Mitte Februar 2024 im Hotel Bayerischer Hof in Kauf nehmen. Zahlreiche hochrangige internationale Staats- und Regierungsoberhäupter, Minister sowie führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft („so viel wie nie“) diskutierten einmal mehr die dringendsten Fragen der internationalen Sicherheit.
„In München haben früher Kriegsparteien miteinander gesprochen – das ist heute leider nicht mehr so“, berichtete Professor Dr. Schweinsberg, der bereits 13 Jahre lang bei der MSC dabei ist, und fügte hinzu: „Das humanitäre Völkerrecht wird fast nirgendwo mehr beachtet auf der Welt. Die Menschen werden überall abgeschossen wie die Fliegen.“

Keine guten Nachrichten vermeldete der charismatische und eloquente Referent auch zum Thema Klimawandel: „15 Staaten wird es in Zukunft nicht mehr geben, weil sie unter der Wasseroberfläche verschwinden. Die Staatsgebiete von Kiribati, Tuvalu, der Marshall Islands und Solomon Islands werden aufgrund der globalen Erwärmung als Landmasse nicht mehr vorhanden sein: ,Sinking States‘.“

Wichtige Aussagen im Schnelldurchlauf
Einmal richtig warmgelaufen, schoss Schweinsberg ein wahres Info-Dauerfeuer auf die Gäste des Investmentforums im Restaurant ÜBERLAND ab. Hier einige weitere wichtige Aussagen von der MSC im Schnelldurchlauf:

„Nur 45 Prozent der Menschen weltweit leben in Demokratien. Zudem ist eine sinkende Zufriedenheit in Demokratien festzustellen.“

„In der Wirtschaft gibt es radikale Verschiebungen in vielen Branchen.“

„Das Durchschnittseinkommen in den USA ist höher als in Europa.“


„In der Geopolitik finden fundamentale Verschiebungen statt.“

„Russland hat ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent, in Deutschland sinkt es um 0,3 Prozent.“

„Wladimir Putin, Präsident der Russischen Föderation, investiert 150 Milliarden in den Krieg. Dieser ist für die Ukraine noch nicht verloren, die Situation aber dramatisch.“

„‚My Friends, this is the moment for leaders to be leaders‘ (John Kerry, Außenminister der Vereinigten Staaten).“

„Es herrscht eine Vielfalt von Simultankonflikten und -krisen auf der Welt, die miteinander zusammenhängen.“

„Westafrikas Sahelzone ist das Epizentrum des Islamismus. Der Einfluss der Vereinten Nationen
schrumpft, der von Russland wächst dort
zunehmend.“

„Die USA sind gespaltener denn je, China, ist geschlossener denn je, Südostasien ist selbstbewusster denn je.“

„Macht weiter Geschäfte mit China die unproblematisch sind: small yard, high fence.“
 

„Der Westbalkan ist das nächste Pulverfass, das hochgehen wird.“

„Die Welt wird radikaler.“

„Viele Länder, die sich auf dem Weg zur Demokratie befanden, sind in einer ,Grauzone‘ zwischen unvollständiger Demokratisierung und
autokratischen Neigungen.“

„Die Radikalisierung in den USA schreitet voran. Donald Trump, ehemaliger Präsident der Vereinigten Staaten, versucht das System von innen heraus zu verändern.“

„Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine stehen Dual-Use-Firmen, deren Produkte sowohl zivile als auch militärische Zwecke (Drohnen, Überschalltechnologie) verfolgen, im Fokus – nur Deutschland scheint nicht interessiert.“

„Wir benötigen ein neues, geschlossenes Europa, aber keiner weiß, wie es stattfinden wird.“

"AI ist ein großes Thema, ein Übergangsthema. AI wird in Zukunft am und im Körper funktionieren.“

„Die Angst der Deutschen vor der Arbeitslosigkeit ist auf einem historischen Tiefpunkt. Wir arbeiten einfach zu wenig. Eine Vier-Tage Woche ist indiskutabel.“

„Das Potenzialwachstum ist eins der wichtigsten Themen, die wir in Deutschland angehen müssen.“

„Die Gegenwart wird überdramatisiert, die Zukunft überschätzt.“

Was bedeutet das alles für Deutschland? Was für die gesamte Welt? Es muss zukünftig überall sehr viel zum Positiven verändert werden. Fakt ist: Es gab viele Informationen, Impulse und vielleicht sogar Inspirationen für alle Anwesenden im ÜBERLAND Braunschweig, im Residenz Filmtheater in Köln (28. Februar) und im Fürstensaal Klinkerburg in Oldenburg (29. Februar). „Wir haben zwei starke, aufgeladene Vorträge erlebt“, resümierte Sascha Köckeritz, Leiter der Privatbank Braunschweig. Auch Kamil Torres, Leiter der Privatbank Köln, äußerte sich begeistert: „Mit dem Investmentforum haben wir das erfolgreiche Format der Braunschweiger Privatbank an alle drei Standorte gebracht. Wir und die Gäste freuen uns bereits auf eine erfolgreiche Fortführung im kommenden Jahr.“

„Nicht in den Rückspiegel schauen“
Drei Fragen an Thomas Lehr, Kapitalmarktstratege, von der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch


Herr Lehr, Sie referieren und informieren als Kapitalmarktstratege über die Aktien- und Rentenmärkte. Wie sieht es dort aktuell und zukünftig aus?
„Es gibt zumindest wieder Zinsen. Die sind zwar bei Weitem nicht so hoch, wie das die Älteren unter uns schon erlebt haben, aber doch hoch genug, um damit ordentlich arbeiten zu können. Und auch die Aktienmärkte sind trotz neuer Höchststände nicht so bewertet, dass mir schwindlig würde. Was die Zukunft betrifft? Die ist ungewiss.“

Sie plädieren bei Investoren für eine „konstruktive“ Anlage. Was verstehen Sie darunter?
„Die Menschen hören gerne, dass die Welt den Bach runtergeht, und das wirkt sich natürlich auf ihr Anlageverhalten aus. Die Sorge vor der nächsten Krise, dem nächsten Crash lähmt sie. Krisen hat es immer gegeben. Und es wird sie immer geben, genauso wie Börsencrashs. Schauen wir aber in den Rückspiegel, dann sehen wir, dass sich all die großen Krisen, ihre Folgen, mit der Zeit relativiert haben. Die Welt ist nicht untergegangen. Analysieren wir besser Chancen und Risiken bei der Geldanlage, statt immer nur schwarz zu malen. Wer so denkt, hat gute Chancen, sein Geld ‚konstruktiv‘ anzulegen.“

Sind die meisten Deutschen zu ängstlich und nicht risikofreudig genug, wenn es um die Vermehrung ihres Vermögens geht?
„Die alles entscheidende Frage lautet doch: ‚Was verstehe ich genau unter Risiko?‘ Sind es allein die Kursschwankungen? Dann kann ich sie meiden – und lande bei Festgeld oder Sparbuch. Das ist okay. 1.000 Euro bleiben dort 1.000 Euro. Aber ist es auch klug? Ich würde sagen: nein. Denn ich muss akzeptieren, dass mein Geld auf den Sparkonten auf Dauer weniger ‚wert‘ ist – weil der Zins die Inflation nicht kompensiert. Für mich ist der schleichende Kaufkraftverlust das wahre und viel größere Risiko. So gesehen, gibt es kaum ein ‚risikofreudigeres‘ Volk als die Deutschen.“