Aktien oder Anleihen? Die richtige Wahl in Zeiten steigender Zinsen

Es gibt endlich wieder Zinsen! Wir haben ein anspruchsvolles Marktumfeld, welches für Anleger Risiken, aber auch Chancen bereithält.

Es gibt endlich wieder Zinsen! Wir haben ein anspruchsvolles Marktumfeld, welches für Anleger Risiken, aber auch Chancen bereithält. Bei manchen Anlegern führt dies zu Erleichterung, wohingegen Bauherren mit den gestiegenen Zinsen zu kämpfen haben.


Die Zeit der Nullzinsen ist zu Ende

Eine der Lektionen, die Anleger in der aktuellen Zeit berücksichtigen sollten, ist, dass die Zeit von Nullzinsen und niedrigen Inflationsraten vorbei ist und nicht mehr vom Nominalen ins Reale schlussgefolgert werden kann.
Während vor einem halben Jahr deutsche Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von einem Jahr noch Renditen von 0,5% erwirtschafteten, können wir nun feststellen, dass diese auf ca. 3% gestiegen sind. Aktuell haben wir die höchste Rendite seit 15 Jahren. Bei einem Blick in die USA, sehen wir sogar wieder kurzlaufende US-Anleihen, die bei 5% notieren.

Bei risikoscheuen Anlegern kommt dabei die Frage auf:  Warum noch Aktien und nicht nur Anleihen erwerben?  Auf den ersten Blick ist diese Frage auch berechtigt, denn die relative Attraktivität von Anleihen ist heute viel höher als in den vergangenen Jahren. Dennoch muss bei der Frage nach der Rentabilität einer Anlage auch die Inflation berücksichtigt werden. Diese ist nach vielen Jahren auf historisch niedrigen Werten in den letzten zwei Jahren auf historisch hohe Werte von über 10% gesprungen. Experten sprechen von einer strukturell bedingten Inflation. Das heißt es wird davon ausgegangen, dass die Inflation nicht so schnell auf das von der EZB angestrebte Inflationsziel von 2% sinkt und stattdessen über längere Zeit bei 5% bleibt.

Für Anleger bedeutet dies: real benötigen sie ca. 6,5 % Rendite aus Ihrem Portfolio, um eine Geldwertstabilität zu erreichen, denn den Rest machen Steuern und Gebühren aus.


Anleihen und Risiko

Die für eine Geldwertstabilität benötigte Rendite lässt sich offensichtlich nicht durch Anleihen sehr guter Bonität, wie zum Beispiel Bundesanleihen erzielen. Grundsätzlich ist bei jeder Anlageentscheidung ein mögliches Risiko durch Fremdwährung, Bonität des Emittenten oder die Laufzeit individuell zu prüfen.
Die aktuell auftretenden Volatilitäten im Anleihenmarkt zeigen ganz deutlich, dass es kein risikoloses Investment ist in Anleihen zu investieren. Wieso dann nicht gleich Richtung Aktienmarkt schauen?

Aktien und Chancen
In der aktuellen Wirtschaftslage sind Aktien der Unternehmen interessant, die eine gesunde Bilanz aufweisen, die der Lieferkettenproblematik aus dem Weg gehen können und durch ihre Preissetzungsmacht im Stande sind Preiserhöhungen, die z.B. durch gestiegene Personalkosten entstehen, schnell an den Endverbraucher weiterzugeben. 
Auf der anderen Seite ist wichtig zu erwähnen, dass steigende Zinsen durchaus relevant sind für den Verlauf von Aktienkursen. Denn viele Anleger nehmen aktuell, unter anderem aus Diversifikationsgründen, Anleihen mit in die Portfolien zu Lasten des Aktienexposures.
Wenn Anleger für die Bewertung von Unternehmen Analysen der abgezinsten Geldströme (Discounted Cashflow) verwenden, mindert sich durch steigende Zinsen der Nettogegenwartswert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es fast unmöglich ist mit Anleihen, die halbwegs seriös sind, Geldwertstabilität zu erreichen. Mit guten, selektierten Aktien ist dies durchaus möglich. Denn solche Aktien haben im langfristigen Schnitt ca. 6% erwirtschaftet – und dass trotz Krisen wie der Korea-Krise oder auch der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers.

Unabhängig ob Aktie oder Anleihe: Nach Streuungsgesichtspunkten ist es sinnvoll, aus einem Investitionsschwerpunkt „Euro“ in ein breiter diversifiziertes Währungsportfolio zu investieren.